Jens G. ist Mitte 30 und von Beruf Ingenieur. Aufgewachsen ist er in der Nähe von Chemnitz, er kennt Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit aus dem Alltag und hat miterlebt, wie rechte Parteien ihre Parolen verbreiten. Seit mittlerweile drei Jahren spendet Jens G. jährlich 150 Euro an Colored Glasses. Damit finanziert er jeweils einen der Toleranzworkshops, die kostenlos angeboten werden. In diesen werden Jugendlichen Werte wie Akzeptanz und Toleranz vermittelt, die für Jens G. zu den Grundwerten einer Gesellschaft gehören. Doch nicht nur die Vermittlung dieser Werte, sondern auch der lokale Charakter der Bildungsinitiative haben Jens G. überzeugt. Im Interview erzählt er über seine Beweggründe, an Colored Glasses zu spenden.
Lena Bolz: Die Toleranzworkshops von Colored Glasses werden von ehrenamtlichen Mitarbeitenden geleitet. Dabei wird sowohl für das Material der Workshops, als auch für die Durchführung von Schulungen und Fortbildungen Geld benötigt. So kostet das Material pro Workshop 50 Euro und das Angebot von Weiterbildungen für ehrenamtliche Mitarbeitende 250 Euro. Private Spenden können hier viel bewegen. Was war für Sie der Auslöser, an Colored Glasses zu spenden?
Jens G.: Mein Treffen mit Sara [hauptamtliche Mitarbeiterin bei YFU und ehrenamtliche Trainerin bei Colored Glasses – Anmerkung der Verfasserin], die ich aus meinem privaten Umfeld kenne, und ihre Erzählungen über die Erlebnisse bei der Organisation. Die Erzählungen empfand ich als sehr interessant und beeindruckend. Das hat mich einfach direkt überzeugt, Colored Glasses zu unterstützen.
LB: Von welchen Erlebnissen hat sie Ihnen berichtet?
Jens G.: Eher von allgemeinen Aktivitäten. Sie hat mir erklärt, wie die Workshops gestaltet werden und wie in den Schulen auf Jugendliche zugegangen wird. Gerade dies empfinde ich als richtigen Ansatz. Sie hat mir aber auch von den Trainings berichtet, die nötig sind, um die vielen Freiwilligen auszubilden. Dabei finde ich besonders beachtenswert, wie deutschlandweit zusammengearbeitet wird und wie viele junge Menschen sich dafür einsetzen, etwas zu bewegen.
Ein kleiner Beitrag mit großer Wirkung
LB: Haben Sie beim Spenden an Colored Glasses das Gefühl, etwas zu bewegen?
Jens G.: Ja, auf jeden Fall. So wie ich Colored Glasses kenne und verfolge, weiß ich, dass das Geld wirklich dort ankommt und verwendet wird, wo es gebraucht wird. Es ist an sich nur ein kleiner Beitrag, einen solchen Workshop zu finanzieren, aber man kann damit viele junge Menschen erreichen.
LB: Es gibt eine Vielzahl von ehrenamtlichen Organisationen, nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit. Darunter befinden sich auch sehr große und bekannte. Wodurch hebt sich YFU mit seinem Bildungsprogramm Colored Glasses für Sie von diesen ganzen anderen Organisationen ab?
Jens G.: Dass Colored Glasses keine riesige Initiative ist, war ein Argument für mich. YFU bewegt mit seinem Bildungskonzept lokal etwas in Deutschland und konzentriert sich dabei auf die Werte Akzeptanz und Toleranz. Hingegen sind die meisten großen und bekannten Organisationen häufig so unübersichtlich, dass man gar nicht genau weiß, was mit seinem Geld passiert. Bei denen wird das Geld weltweit eingesetzt und als Spender kann ich nicht genau verfolgen, was mit meiner Spende passiert. Solche großen, weltweit agierenden Vereinigungen sind natürlich wichtig, aber ich wollte eher ein Konzept mit lokalem Charakter wie Colored Glasses unterstützen.
LB: Colored Glasses setzt sich besonders für die Werte Toleranz und Akzeptanz ein. Warum sind Ihnen diese Werte so wichtig?
Jens G.: Ich finde das sind Werte, die zu den Grundwerten einer Gesellschaft und eines jeden Menschen gehören sollten. Leider scheinen diese Werte in der heutigen Welt häufig nicht mehr vertreten zu sein. Ich hoffe, dass über die Workshops, die Colored Glasses anbietet, diese Werte gerade wieder an junge Menschen herangetragen werden können.
Die junge Generation braucht die Arbeit von Colored Glasses
LB: Warum sollten andere Menschen Colored Glasses unterstützen?
Jens G.: Ich denke, dass alle Menschen in Deutschland ein friedliches und angenehmes Leben führen wollen. Das schließt mit ein, dass man auch friedlich und angenehm mit seinen Mitmenschen umgeht. Die Grundlage dafür sind Akzeptanz und Toleranz im Umgang miteinander, weswegen gerade diese Werte gestärkt und geschützt werden müssen. Gerade die junge Generation, die sich in der Entwicklung ihrer Werte und Normen befindet, braucht diesen positiven Einfluss und die Arbeit von Colored Glasses als Gegengewicht zu den negativen Einflüssen, denen sie ausgesetzt ist.
LB: Warum empfinden Sie die Werte Akzeptanz und Toleranz als unterbesetzt in unserer derzeitigen Gesellschaft und was würden Sie sich stattdessen wünschen?
Jens G.: Eine Gesellschaft ist im ständigen Wandel. Derzeit wird jedoch verstärkt jede Veränderung von einer Gruppe der Bevölkerung sofort als schlecht dargestellt, teilweise wird den Träger*innen dieser Veränderungen sogar mit Gewalt begegnet. Ich wünsche mir mehr Akzeptanz und Offenheit gegenüber Veränderungen und mehr Toleranz im Allgemeinen gegenüber anderen Ansichten, Denkweisen, Kulturen usw.
LB: Colored Glasses feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Welche Bedeutung hat dieser runde Geburtstag für Sie als Spender?
Jens G.: Man könnte natürlich sagen, dass es schade ist, dass es Colored Glasses immer noch geben muss und Werte wie Akzeptanz und Toleranz nicht selbstverständlich sind. In erster Linie freut es mich aber, dass es diese Bildungsinitiative von YFU schon so lange gibt, dass sie weiterwächst und ihre großartige Arbeit weiterhin fortsetzt.
Sie möchten auch für Colored Glasses spenden?
Spendenkonto:
Deutsches YFU Komitee e.V.
Commerzbank Hamburg
BIC: DRESDEFF200
IBAN: DE 67 2008 0000 0908 0302 01
Referenz: Colored Glasses
Mehr Informationen zum Spenden für Colored Glasses finden Sie hier.
Colored Glasses ist wegen der Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens durch Bescheinigung des Finanzamtes Hamburg-Nord, StNr. 17/411/01218, vom 23.04.2014 als steuerbegünstigten gemeinnützigen Zwecken im Sinne §§ 51 ff. AO. dienend anerkannt. Bei Beiträgen bis 200 Euro erkennen die Finanzämter den Kontoauszug oder Einzahlungsbelegt als Nachweis an. Wenn Sie eine Zuwendungsbescheinigung benötigen, vergessen Sie bitte nicht, Ihren vollständigen Namen und Ihre Anschrift einzutragen.
Autorin: Lena Bolz, Bilder: Gerd Altmann und Nattanan Kanchanprat, Edit: Colored Glasses
Ein herzliches Dankeschön an die Autorin Lena Bolz, die sich im Rahmen eines Semesterprojektes für diesen Beitrag mit Colored Glasses entschieden hat. Besonderen Dank an Jens G., der sich für das Interview zur Verfügung gestellt hat.
Für Anfragen zur Weiterverbreitung melden Sie sich gerne bei coloredglasses@yfu.de
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