Colored Glasses goes online – statt auf hölzernen Jugendherbergsstühlen saßen wir beim diesjährigen Wintertreffen auf unserem Lieblingsplatz mit Laptop im Schoß und Lieblingsgetränk in Reichweite. Trotzdem sollte für das richtige CG-Feeling eine analoge Komponente nicht fehlen: Ein liebevoll zusammengestelltes Wintertreffen-Päckchen stattete vorab alle Koordinierenden, Referent*innen und Vorstand mit einer Programmübersicht inkl. Bingo, Rezept und Kreuzworträtsel aus – auch etwas Nervennahrung und reichlich CG-Sticker durften nicht fehlen. Ziemlich ungewohnt war das schon, aber im letzten halben Jahr hatten wir bereits Varianten des digitalen Zusammenarbeitens ausgetestet.
So waren einige Nachteile absehbar: der persönliche Kontakt fehlt, das Zwischenmenschliche, um sich gegenseitig besser zu verstehen und aufeinander zuzugehen. Die individuelle Interaktion miteinander, ein wesentlicher Bestandteil sämtlicher Workshops, Schulungen und Treffen, fiel gänzlich weg. Gerade für unsere neuen Koordinierenden ist diese Interaktion besonders wichtig, wenn sie fortan für ihre Region zuständig sind. Hinzu kommen die Herausforderungen des vergangenen und aktuellen Jahres: Was kann ich planen und wie kann ich planen, wenn die Schulen auf unbestimmte Zeit für ein Bildungsangebot wie Colored Glasses geschlossen bleiben? Welche Schulen trauen sich jetzt, CG-Teamende für Workshops einzuladen? Gibt es überhaupt Platz für CG-Themen, wenn der Lehrplan ohnehin schon in Verzug geraten ist? Ferner betrifft dies auch Schulungen für neue Teamende: Wer hat überhaupt Interesse daran, sich schulen zu lassen, wenn keine Workshops in Sicht sind?
Das digitale Wintertreffen: Bunt, positiv, und voller Potenzial!
Andererseits ist Colored Glasses bunt, positiv, und lässt sich nicht unterkriegen! Unsere Themen verlieren nicht an Relevanz, ganz im Gegenteil – es ist noch wichtiger geworden, sie jetzt zu platzieren. Recht spontan wurden daher die Programmpunkte, die nicht das reine Koordinationsamt betreffen, für die ganze Colored Glasses Community, und teils darüber hinaus, geöffnet. Damit hat das Wintertreffen in der digitalen Welt auch neues Potenzial eröffnet:
Statt 15-20 Teilnehmende aus Vorstand und Koordis gab es in diesem Jahr über 60 Teilnehmende, welche sich für eine oder mehrere Veranstaltungen eingeschaltet haben. Workshops zu Critical Whiteness, Hate Speech im Internet, Gewaltfreie Online-Kommunikation, Koloniale Kontinuitäten und zur Durchführung von CG Workshops online wurden besucht. Auch die internationale CG-Welt kam nicht zu kurz – so fanden der Workshop Discrimination Forms und ein Open Space for Trainers auf Englisch statt. Darüber hinaus wurden die ersten beiden Module der neu erstellten 4-teiligen Online-Basisschulung durchgeführt.
Absolutes Highlight war ohne Frage der Jubiläumsauftakt. Ein gemeinsamer Rückblick versetzte uns in die Anfänge von Colored Glasses, welche Julika Bake (inzwischen YFU-Vorstandsmitglied) und Kim Seifert mit persönlichen Anekdoten würzten und so für die ein oder andere lachende Träne sorgten. Ermutigende Worte kamen von YFU-Geschäftsführer Knut Möller, welcher der Idee und den vielen Köpfen hinter Colored Glasses von Beginn an Vertrauen schenkte, wofür wir ihm sehr dankbar sind. Er berichtete von einem persönlich berührenden Gespräch mit einem Bundestagsabgeordneten wenige Tage zuvor. Beide waren sich der Notwendigkeit im Klaren, unsere Themen im Bildungsbereich fest verankern zu müssen; „das ist den meisten nur noch nicht bewusst“.
Eingerahmt wurde das Programm von morgendlichem Yoga mit Svenja, gemeinsamen Plenen, einer Foto-Challenge, Stopptanz und lockerem Abendprogramm, bei dem vom Online-Escape-Game bis zu inhaltlichen Diskussionen kaum ein Wunsch unerfüllt blieb.
Ein großes Dankeschön möchten wir allen Teilnehmenden, Referent*innen und dem Orga-Team aussprechen. Ganz besonderer Dank gilt unserem IT-Team, welches mit unglaublich viel Herzblut, Engagement und Schlaflosigkeit diese Form des Wintertreffens erst möglich gemacht hat.