Diesen Monat möchten wir unser Jubiläum nicht mit einem Interview  feiern, sondern mit dem Bericht einer unserer TeamerInnen, die sich bei Training of Trainers in Valencia mit der Zukunft von Colored Glasses in der ganzen Welt beschäftigt hat und das Erlebte mit uns teilt.

Vielleicht wisst ihr es schon: Colored Glasses soll größer werden. Hierfür wird zum Beispiel das Konzept überarbeitet, um unter anderem in Sachen „Kulturtheorien“ moderner zu werden, und außerdem startet EEE-YFU eine große und langfristige Aktion, um Colored Glasses in die EEE-YFU-Länder zu bringen, in denen es bisher noch nicht umgesetzt wird. Und um einen Grundstein für die Arbeit mit CG in einem neuen Land zu legen, reicht es nicht, das Konzept per E-Mail zu verschicken. Auf dem Seminar „Colour Our World“ wurden eine Woche lang 23 YFU-Volunteers darauf vorbereitet, in einem Land, in dem es Colored Glasses noch nicht gibt, vor Ort Workshopleiter zu schulen und somit die CG-Arbeit in dieser YFU-Organisation anzustoßen.

Anna war da und berichtet:

Eigentlich bin ich zu diesem Training gekommen wie die Jungfrau zum Kinde: „Training für Trainer mit Colored Glasses-Inhalt“ stand ungefähr im Newsletter meiner Landesgruppe. In Valencia. Meldet Euch schnell für den letzten Platz. Der Aufruf kam irgendwie zur rechten Zeit für mich und dann ich zur rechten Zeit für den letzten Platz. Ich hatte fast keine CG-Erfahrung und bin mit kaum einer Vorstellung davon, was mich erwartete, nach Valencia geflogen. Es erwartete mich: Eine begeistert geschwenkte YFU-Flagge in der Ankunftshalle, die EEE-YFU Training & Education Managerin Marzena, 2 Trainerinnen, 2 Trainer, 2 „Logistikerinnen“, ein zweiköpfiges Dokumentationsteam, 22 Mitteilnehmende aus ganz Europa, den USA, Indonesien und Uruguay, sowie die fantastischen Haupt- und Ehrenamtlichen von YFU Spanien. Wir arbeiteten 7 Tage lang an unseren Fähigkeiten als Trainer, entwickelten Workshopideen für das neue Konzept für Colored Glasses, das noch bis Mitte Oktober von einem ebenfalls anwesenden Team erarbeitet wird, und lernten mehr über unsere große Aufgabe: Ende des Jahres werden fahren wir alle paarweise in eine kleine „Colored Glasses-Wüste“ irgendwo in der EEE-YFU-Welt und trainieren dort vier 3 Tage lang lokale Workshopleiter.

Auch unsere eigene Workshoperfahrung konnten wir machen: Zeitgleich gab unsere Gruppe vier dreistündige Workshops in zwei Schulen in der Nähe von Valencia. Für die Vorbereitung wurde hart gearbeitet, und wir waren wohl ebenso gespannt auf das Ergebnis wie die spanischen Kids. Aber als eines meiner Teammitglieder jeden im Klassenraum abklatschte und dabei ¡Holaa, soy suecoo! rief, was er sich extra eine halbe Stunde vorher hatte beibringen lassen, war das Eis schon gebrochen und unser Workshop wurde ein Erfolg.

Zu unseren Arbeitsaufträgen gehörte aber auch schon mal, mit unseren Füßen eine Sandburg zu bauen oder den nächsten Arbeitsauftrag vom Boden des Pools zu holen, und die abendlichen Kleingruppen-Feedbackrunden fanden unter Palmen statt.IMG-20160601-WA0006Alles in allem hatten wir eine großartige und lehrreiche Woche, und alle freuen sich darauf, auch zuhause mit Colored Glasses zu arbeiten. Bei YFU Deutschland bin ich hierbei in der komfortablen Position, in das System mit vielen CG-Teamern, Regionalkoordinatoren und einer Ansprechpartnerin in der Geschäftsstelle hereinzukommen, sodass ich mich um wenig kümmern muss und eigentlich gleich mit Workshops loslegen kann. Einige andere auf dem Seminar haben diesen Komfort nicht und werden auch in ihren Heimatländern die ersten sein, die die Idee von Colored Glasses umsetzen werden. Aber sicherlich werden wir alle unseren Teil dazu beitragen, dass Colored Glasses sich ausbreitet und in vielen neuen Orten Wurzeln schlägt und Blüten treibt.

Nach Wochen der Telefonkonferenzen, einem Webinar und einem übervollen Ordner an Dokumenten zum Thema „Flucht“ fand vom 15. bis 17. April in Bonn endlich das erste Konzepttreffen der Taskforce „Flucht“ (Annika Taube, Saskia Boiselle und Nora Müller) statt.
Um das Treffen zu starten, haben wir uns erst mal mit unserer Zielsetzung beschäftigt: Was und wen wollen wir mit unseren neuen Modulen erreichen?

Wir haben uns dazu entschieden, primär für Schulklassen, unsere reguläre Zielgruppe, zu arbeiten mit der Option, zu einem späteren Zeitpunkt auch mal Workshops für Geflüchtete, Lehrer*innen oder Ehrenamtliche anzubieten. Über die letzten Wochen haben wir schon einiges an Material für mögliche Workshop-Module gesammelt. Während des Wochenendes haben wir nun begonnen, einen Überblick über diesen Materialberg zu erstellen. Weiteren Input haben wir dazu von zwei Colored Glasses’lerinnen erhalten. Wir hatten einen Nachmittag lang Besuch von Stephanie Diedrich, die uns spannende Einblicke aus ihrer Erfahrung in der Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in einer Wohngruppe in Aachen mitgeben konnte. Auch Judith Zauner, die als Sozialarbeiterin mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in der Erstaufnahme in München arbeitet, hat uns in einem Telefonat viele neue Blickweisen und Eindrücke mitgeben können. Dies hat uns in der Konzeptarbeit sehr viel weiter gebracht, daher an dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön an beide! Als erstes Resultat des Treffens haben wir die finale Version unseres „Themenblatt Flucht“ an die Colored Glasses Gemeinschaft verschickt, welches den Teamer*innen somit in ihren kommenden Workshops behilflich sein kann.

Neben der Materialarbeit haben wir uns auch Gedanken um den Taskforce-Fahrplan für die nächsten Monate gemacht. Wichtiger Meilenstein auf diesem Zeitstrahl ist das Colored Glasses Jubiläumstreffen vom 24. bis 26. Juni, wo wir einen Workshop anbieten werden und vielleicht schon erste Module ausprobieren können. Bis zum Beginn des neuen Schuljahres im September sollen dann die Module im neuen Konzept integriert sein. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun und wir starten mit viel Motivation nach unserem Konzepttreffen in die nächste Phase der Konzeptarbeit! 

Sollten Sie Fragen oder Anregungen haben, melden Sie sich gerne direkt bei der Taskforce:

 Taskforce_flucht@lists.yfu-deutschland.de

Wir möchten Ihnen zu Beginn diesen Monats eine weitere engagierte Ehrenamtliche vorstellen, die aktiv an dem Aufbau von Colored Glasses beteiligt war.

Dazu haben wir Mirjam einige Fragen gestellt:

Wie viele Jahre warst du bei Colored Glasses aktiv?

10 Jahre

Was hast du alles bei Colored Glasses gemacht?

  • Workshopleitung
  • Schulungen
  • Regionenkoordination
  • Konzeptarbeit
  • Leitungsteammitglied

Warum hast du dich damals entschieden bei Colored Glasses mitzumachen?

… weil ich von der Idee hinter Colored Glasses überzeugt war!

Was hat dich damals an Colored Glasses interessiert?

… die Chance, bei einem neues, interessanten Projekt dabei zu sein!

Welche Möglichkeiten hat dir deine Mirarbeit bei Colored Glasses eröffnet?

… viele interessante Begegnungen, spannende Workshops mit tollen Schülern, unvergessliche Seminare und viel Spaß!

Wo stehst du jetzt in deinem Leben?

… mittendrin!

Was kannst du den jetzigen Teamern und Koordis mit auf den Weg geben?

… toll, dass ihr dabei seid!!!!

Fallen dir Fun-Facts zur Entstehung oder den letzten Colored Glasses Jahren ein?

… als wir Colored Glasses in Bulgarien aufgebaut haben und es so kalt war, dass die Leiterin von YFU Bulgarien uns selbstgehäkelte Nasenwärmer geschenkt hat! 🙂

Im Folgenden möchten wir Ihnen gerne eine weitere engagierte Ehrenamtliche vorstellen, die bei den Anfängen von Colored Glasses dabei war.

Wir haben dazu Maria einige Fragen gestellt:

Maria Fleischhack

Wie viele Jahre warst du bei Colored Glasses aktiv?

hmm, 9 glaube ich.

Was hast du alles bei Colored Glasses gemacht?

  • Workshopleitung
  • Schulungen
  • Regionenkoordination
  • Leitungsteammitglied
  • Konzeptarbeit

Warum hast du dich damals entschieden bei Colored Glasses mitzumachen?

Ich wurde von unserem damaligen Landesversammlung auf das gerade in Deutschland entstehende Colored Glasses Projekt aufmerksam gemacht und als Koordinatorin für die LGST vorgeschlagen. Ich sprang ins kalte Wasser und war seitdem aktiv mit dabei – als Koordi und Teamerin, später schulte ich neue Teamer und überarbeitete das Konzept. Es war sehr spannend, das Projekt aus den Kinderschuhen raus wachsen zu sehen.

Was hat dich damals an Colored Glasses interessiert?

Generell war es eine wunderbare Gelegenheit, Vorbereitungstagungs-Inhalte und Erfahrungen aus dem Austausch weitergeben zu können – insbesondere auch an Schüler, die vielleicht nicht die Wahl oder die Möglichkeit hatten, in den Austausch zu gehen. Interkulturelle/r Austausch und Kommunikation lagen mir schon immer am Herzen, und Colored Glasses bot eine wunderbare Gelegenheit, sich intensiv mit dem Thema auseinanderzusetzen. Zudem waren und sind die Aktiven Teamer, Koordis und das Leitungsteam einfach wunderbare Menschen, so dass die Arbeit auch immer sehr viel Spaß gemacht hat.

Welche Möglichkeiten hat dir deine Mirarbeit bei Colored Glasses eröffnet?

Ich konnte sehr viel Erfahrungen sammeln. Ich lernte verschiedene Schulklassen unterschiedlichsten Alters, Schulart und Interesse am Thema kennen und eignete mir Methoden an, die ich immer noch an der Uni beim Unterrichten einsetze und habe auch sehr viel über mich selbst gelernt. Zum anderen war das Schulen von Teamern und die bundesweite Vernetzung eine tolle Erfahrung.

Wo stehst du jetzt in deinem Leben?

Ich promovierte an der Uni Leipzig und beginne demnächst mit meinem Habilitationsprojekt in der englischen Literaturwissenschaft. Ich wohne seit dem Studium in Leipzig und würde dies sehr gern auch in der Zukunft tun, obwohl es eben an der Uni mit Stellen nicht so gut aussieht. Langfristige Planung ist also nicht möglich. Da ich sehr aktiv an extracurricularen Dingen der Uni beteiligt bin und zudem in einem Jazzchor mitsinge, musste ich die ehrenamtliche Arbeit für YFU und Colored Glasses leider ziemlich zurückfahren.

Was kannst du den jetzigen Teamern und Koordis mit auf den Weg geben?

Dass es nicht so schlimm ist, wenn ein Workshop mal so gar nicht funktioniert. Wir können niemanden reformieren oder plötzlich zu einem anderen Menschen machen, aber wir können Impulse geben und mit Fakten und Erfahrungen Möglichkeiten aufzeigen, die es gibt, um die Welt mit anderen Augen zu betrachten. Colored Glasses ist eine ganz wunderbare Sache, die über die Jahre gewachsen ist und viele Höhen und Tiefen mitgemacht hat – das Konzept wird ständig überarbeitet und angepasst und neue Erfahrungen fließen ein – und jeder kann an diesem Prozess teilhaben. Schreibt auf, was ihr toll findet, oder was so gar nicht funktioniert – denn nur durch euer Feedback kann CG auch immer besser werden.

Fallen dir Fun-Facts zur Entstehung oder den letzten Colored Glasses Jahren ein?

  • Man kann bis früh um 5 Carcassonne spielen und trotzdem sehr produktive Koordi-Treffen haben.
  • Die lange Diskussion, ob man im Büro einen €15 Strafzettel zurückerstattet bekommt, wenn man für eine Schulung im Zentrum Berlins ohne Parkschein parkt, der für einen ganzen Tag sehr viel teurer wäre als die €15 Strafgebühr. Das ganze erübrigte sich dann aber, da wir keinen Strafzettel bekamen.
  • Auf dem Nürnberger Weihnachtsmarkt feststecken, weil man eigentlich zur Jugendherberge zum Koordi-Treffen wollte, aber doch gerade das Christkindl auf dem Balkon auftaucht und man von den entrüsteten Nürnbergern gezwungen wird, dieses Spektakel mit anzusehen, auch wenn man 15 Kilo Gepäck auf dem Buckel hat.
  • Wolkenkringel um Überschriften machen jede Schulung besser.
  • Bei der Konzeptüberarbeitung (durch hier nicht genannte Menschen) schlich sich ein Rechtschreibfehler ein, welcher durch schnelles ‚ersetzen‘ durch zwei Buchstaben (die ich leider vergessen habe) in Word in allen Fällen behoben wurde – leider wurde diese Buchstabenkombination in allen Wörtern, in denen sie sonst noch vorkam, mit ersetzt, so dass es eine Version des Konzeptes gab, in dem etwa 150 Fehler mehr drin waren, als vor dem Ersetzen. Aber da damals alle Konzepte nur in Papierform zu haben waren, gibt es nur eine sehr kleine Auflage dieser Sonderexemplare.

Jedes Jahr aufs neue ruft der interkulturelle Rad in Deutschland e.V.  zur “Internationalen Wochen gegen Rassismus” auf. Damit soll ein klares Zeichen gegen Rassismus gesetzt werden. Im Aktionszeitraum  vom 10. bis 23. März werden bundesweit  Veranstaltungen durchgeführt, die sich mit diesen Themen auseinandersetzten. Eine Liste aller Veranstaltungen findet sich auf der Internetseite des Interkulturellen Rates.

Mit Colored Glasses engagiert sich  YFU bereits sei 15 Jahren aktiv gegen Rassismus, Intoleranz und Diskriminierung.  Dieses Jahr hat Colored Glasses sich als zusätzliches Ziel gesetzt, auf die momentan ansteigende Fremdenfeindlichkeit aktiv zu reagieren und hat dazu die Taskforce zum Theme Flüchtlingsarbeit gegründet.

Nora Müller (Mitglied dieser Taskforce) hat hierzu zusammengefasst, was die spezifischen Ziele dieser Taskforce sind:

In einem spannenden Artikel im Spiegel Online (02.03.2016) beschreibt Sebastian Drefahl, Geschäftsführer vom Netzwerk Demokratie und Courage e.V., die Situation in Klassenzimmern in Bezug auf die aktuelle Flüchtlingslage. „Schülerinnen und Schüler beziehen ihr vermeintliches Wissen aus dem Netz und ihren eigenen Gruppen.“ Dies kann schnell zu irrationalen Ansichten und Ängsten führen. Um dem entgegenzuwirken, hat Colored Glasses die Taskforce „Flucht“ gegründet. Als ersten Schritt widmet sich die Taskforce der Zusammenstellung eines Themenblattes über Flucht. Damit erhalten Teamer*innen einen kompakten und verständlichen Überblick über das komplexe Thema Flucht, von Fluchtgründen und –wegen hin zu dem deutschen Asylverfahren. Dieses Themenblatt soll somit dabei helfen, Gerüchten und unreflektierten Erzählungen Fakten und Argumente zu entgegnen und gibt darüber hinaus den Teamer*innen Argumentationshilfen gegen gängige Vorurteile an die Hand. Am 7. April um 20:30 Uhr wird dieses Themenblatt im Rahmen eines Webinars vorgestellt.

Als nächster Schritt wird vom 15.-17. April, voraussichtlich in Bonn, ein Konzepttreffen stattfinden. Ziel des Treffens ist das Erstellen von Workshop-Modulen zum Thema Flucht, wozu unter anderem Input von in der Flüchtlingsarbeit aktiven Colored Glasses’ler*innen verwendet werden soll. Diese sollen im April und Mai pilotiert werden und gemeinsam mit Feedback und Erfahrungen aus aktuellen Workshops zu einem Themenblock für das neue Colored Glasses Konzept zusammengestellt werden. Somit können die neuen Module spätestens zum nächsten Halbjahr Eingang in unsere Workshops finden. Die Wichtigkeit dieses Themas liegt auf der Hand. Vorurteile und Stereotype werden zurzeit häufig von Schüler*innen reproduziert – hier möchte Colored Glasses ein klares Zeichen setzen und sich für Menschenrechte und Geflüchtete stark machen.

Wer Interesse hat, sich in der Taskforce „Flucht“ einzubringen, ist herzlich eingeladen, uns unter taskforce_flucht@lists.yfu-deutschland.de zu kontaktieren – wir freuen uns über Input und Feedback!